Die FeG Katastrophenhilfe hat das Engagement von Habitat for Humanity e. V. mit 100.000 Euro unterstützt. Der Abschlussbericht zeigt, wie die HIlfsorganisation das Geld angelegt hat.
Nach einem Erdbeben der Stärke 5,6 in der Nacht zum 4. November in Nepal laufen die Hilfsmaßnahmen der internationalen Hilfsorganisation humedica auf Hochtouren. Die Ärzte im Partnerkrankenhaus in Rukum behandeln seitdem Verletzte. Teilweise werden sie per Helikopter aus entlegeneren Gebieten dorthin transportiert. Vergangene Woche sprachen die Behörden von mindestens 100 Toten – Tendenz steigend.
„Wir wurden heute früh von der Nachricht des Erdbebens aus dem Bett geklingelt,“ berichtet humedica-Geschäftsführer Johannes Peter. „Gemeinsam mit unserem örtlichen Partner sind wir seit längerem dabei, das Team genau auf solche Fälle vorzubereiten. Wir sind froh, dass die neu eingeführten Strukturen und Abläufe funktionieren und wir den Menschen in der Katastrophenregion helfen können“, ergänzt Peter.
Das Erdbeben hatte viele Menschen im Schlaf überrascht. Deshalb gehen die Behörden davon aus, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen wird. „Das medizinische Team in Rukum wurde von uns genau auf solche Fälle vorbereitet, deshalb funktionieren die Abläufe gut. Wir rechnen damit, dass die Behandlung der Opfer unser Ärzteteam auch in den nächsten Tagen noch fordern wird“, erklärt Thomas Meier, der im Namen des örtlichen humedica-Partners „Human Development and Community Services“ (HDCS) vor Ort ist.
Die FeG Auslands- und Katastrophenhilfe hat bereits 30.000 Euro an humedica weitergeleitet, damit diese vor Ort ihren Dienst tun können.
Nepal wird immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht. Auch bei einem schweren Erdbeben vor acht Jahren mit rund 9.000 Toten war humedica seinerzeit vor Ort, um zu helfen.
Seit 1979 setzt sich die internationale Hilfsorganisation humedica mit Sitz in Kaufbeuren dafür ein, dass Menschen in Notlagen nicht nur überleben, sondern in ein Leben mit Würde zurückkehren können. Dies gelingt, auch mit Unterstützung von örtlichen Partnern, über die Verbesserung der Lebensbedingungen und über eine gute Gesundheitsversorgung, vor allem in den vergessenen Regionen und Krisen der Welt. Gerade nach Katastrophen leistet humedica Nothilfe, ist aber auch dann für die Menschen da, wenn andere ihre Not nicht mehr im Blick haben. Seit vielen Jahren bescheinigt das DZI-Spendensiegel der Hilfsorganisation einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern.
Nach einem Hilfsgütertransport der FeG Auslandshilfe und der Überführung eines gebrauchten Krankentransportwagens durch Mitarbeitende des FeG Sanitätsdienstes erreicht uns postwendend der Dank des 1. Bürgermeisters von Gotse Delchev, Bulgarien:
„Sehr geehrter Herr Stahlschmidt,
es ist mir ein besonderes Anliegen, Ihnen für die große Unterstützung zu danken. Der gespendete Krankenwagen, die Krankenhausbetten, die Stationswagen und alle medizinischen Artikel werden so sehr im städtischen Krankenhaus “Ivan Skenderov”, Gotse Delchev gebraucht.
Die Spende für Gotse Delchev von der Auslands- und Katastrophenhilfe des Bundes freier evangelischer Gemeinden wurde schon abgeladen und wird in kurzer Zeit in allen Abteilungen des Krankenhauses verteilt, damit die Ӓrzte und die Krankenschwestern die gespendeten Sachen nutzen. Diese Spende ist für alle bedürftigen Menschen und wird unserem medizinischen Personal helfen, die Qualität und die Effizienz der Behandlungen zu verbessern.
Wir schätzen Ihre langjährige Unterstützung sehr und danken für die wertvolle und fruchtbare Zusammenarbeit. Dank Ihnen und Ihrer Organisation haben wir schon wesentlich die Einrichtung des Krankenhauses in Gotse Delchev sowie anderer sozialen und gesundheitlichen Organisationen verbessert.
Wir glauben, dass unsere gute Zusammenarbeit immer so aktiv in die Zukunft weitergeht!
Hochachtungsvoll,
Vladimir Moskov
Bürgermeister der Gemeinde Gotse Delchev“
Das Mutter-Kind-Zentrum „Lebenszeichen“ hat den Jahresbericht 2022 veröffentlicht. 18 Mütter und 25 Kinder konnte es in dem Jahr beherbergen.
Der Jahresbericht auf Englisch ist hier zu finden:
E. (31) kam zu Beginn des Jahres 2017 hochschwanger ins Mutter-Kind-Zentrum „Lebenszeichen“ in Bukarest/Rumänien. Mit Unterstützung von „Lebenszeichen“ bringt sie ihren Sohn Denis zur Welt. Seit ihrem 6. Lebensjahr wuchs sie in einem Kinderheim auf. Mit 15 kam sie in eine Pflegefamilie. Sie heiratete mit 18 Jahren, um von ihren Pflegeeltern wegzukommen. Im April dieses Jahres erzählt sie mir ihre Geschichte. Über ihre Erfahrungen in „Lebenszeichen“ sagt sie folgendes:
„Lebenszeichen habe ich über‘s Internet gefunden. Ich kam hier an in einer sehr schlechten Verfassung. Ich konnte es anfänglich nicht akzeptieren, im Mutter-Kind-Zentrum zu sein, weil es mich an die Zeit im Kinderheim erinnerte. Als ich zu Lebenszeichen kam, hatte ich das Gefühl, wieder in einem Heim zu sein und dass mein Kind auch in einem Heim leben würde. Ich dachte das zweite Mal über eine Abtreibung nach. Aber bald fühlte ich mich hier zuhause. Ich wollte einige Monate in Lebenszeichen bleiben. Als ich dann mein Kind im Bett liegen sah, erinnerte es mich wieder sehr an die Kinderbetten im Kinderheim. Jede Mitarbeiterin in „Lebenszeichen“ hinterlässt hilfreiche und gute Spuren in meinem Leben und im Leben meines Kindes. Ich lerne viel von den Erzieherinnen und bekomme Sozialberatung. „Lebenszeichen“, das ganze Team, bedeutet für mich „meine Mutter“. Denn eine Mutter lehrt mich alles und gibt, was ich zum Leben brauche.“
Es gibt sie tatsächlich: Ehrenamtliche LKW-Fahrer, die immer wieder mal Freude daran haben, gemeinsam auf einem Hilfstransport unterwegs zu sein, zum Beispiel Michael und Reinhard. Bei aller Freude verlaufen die Planungen und Umsetzungen nicht immer ohne „Kratzer“. Mal stellt die Crew kurz vor dem Abfahrtstermin fest, dass die erforderlichen Fahrdokumente gar nicht mehr gültig sind. Der Traum vom Team ist dann dahin, was zu plötzlichem zusätzlichen Koordinationaufwand im Auslandshilfebüro führt. Mal gibt es durch Unachtsamkeit unterwegs „Kratzer am Material“. Mal kommt es zu „kommunikativen Kratzern“ weil es unterschiedliche Empfindlichkeiten beim Senden/Empfangen von Botschaften gibt. In jedem Fall ist so eine Fahrt auch nach über 15 Jahren Einsatzerfahrung noch immer ein Stück weit Abenteuer mit großem Spaß- und Erlebnis-Faktor.
Nachdem unsere geplante Tour im Herbst 2021 plötzlich nicht umsetzbar war, freuten wir uns nun umso mehr auf den Transport im Juli 2022 nach Gotse Delchev im südwestlichen Teil Bulgariens nahe der griechischen Grenze. Wir hatten neben den Standardhilfsgütern wie „Paketen zum Leben“ unter anderem diesmal ein neues, gespendetes Röntgen- und Ultraschallgerät für das örtliche Krankenhaus, eine OP-Lampe, Krankenhaus- und Pflege-Betten und vieles andere mehr dabei.
Hier folgen einige Eindrücke von unserer Tour:
DEM ANDEREN LEBEN HELFEN
Pastor Paul Lenz heimgegangen
Am 12. Februar 2020 ist Pastor Paul Lenz im Alter von 93 Jahren heimgegangen. Gern hätten wir während unserer Theologischen Woche mit ihm sein 70. Dienstjubiläum gefeiert. Nun ist er bei unserem Herrn Jesus Christus, der ihn gesegnet, berufen und für viele zum Segen gesetzt hat.
VERSPRECHEN AN GOTT
Paul Lenz wurde am 27. Dezember 1926 in Leverkusen geboren. Er war zwölf Jahre alt, als der Krieg ausbrach und ihn mit hineinnahm in all die Schrecken dieser Zeit. Als Verwundeter legte er gegen Ende des Krieges ein Versprechen ab, er wollte Jesus nachfolgen und ihm im vollzeitlichen Dienst dienen. So kam er 1946 nach Ewersbach, um in der ersten Klasse des neuen Predigerseminars sein Studium zu beginnen. Hier in Ewersbach lernte er seine Frau Margarete kennen und heiratete sie 1951. Paul Lenz war 1950 zum Pastor der Gemeinde Baumschulenweg in Ost-Berlin berufen worden. Den Aufstand des 17. Juni 1953 erlebten sie in Ost-Berlin hautnah mit.
Paul Lenz war als Jugendevangelist der Zelt-Mission sehr verbunden und gehörte so auch zu den Initiatoren der Zelt-Mission unseres Bundes, deren Leiter er von 1954 bis 1965 war, was zusätzlich zu seinem Dienst als Bundesjugendpfleger geschah. Paul und Margarete wurden vier Kinder geboren, Reinhard, Hartmut, Renate und Dorothee. Renate wurde schwerstbehindert geboren und war zeitlebens auf die Pflege durch die Familie angewiesen. Sie und auch Dorothee starben in frühen Jahren. Hartmut, starb mit 44 Jahren an einem Hirntumor.
Es hätte wohl Gründe genug gegeben, sich vom Dienst eines Evangelisten zurückzuziehen. Doch vielleicht war Pauls Predigt gerade deshalb von Gewicht, weil da einer sprach, der selbst durch manche Tiefen hindurchgehen musste und immer wieder nach Trost, Hilfe und Halt bei dem lebendigen Gott Ausschau hielt. 1965 zog die Familie wieder nach Berlin, diesmal in den Westteil der Stadt nach Moabit. Auch während seiner Zeit als Gemeindepastor in Lüdenscheid, Siegen, Siegen-Weidenau war er immer wieder als Evangelist in unserem Bund unterwegs, suchte unablässig nach zeitgemäßen Anknüpfungspunkten, um die gute Nachricht weiterzugeben.
Unruhestand und Auszeichnung
Paul Lenz ging 1989 in den Ruhestand. Bis 1995 war er Initiator und Leiter der Auslandshilfe im Bund FeG. Die Ostgrenze, an die er in seinem Leben so oft gestoßen war, war nun offen und Paul suchte nach Gelegenheiten, neue Wege zu den Menschen zu finden, die Hilfe brauchten. So war er vor allem in Bulgarien und Rumänien unterwegs, sah die Not, hörte die Hilferufe und organisierte mit seinem Team unzählige Hilfstransporte.
Auf einer dieser Reisen fragte ihn eine Zeitungsreporterin: „Was können wir in diesem Land tun, um wieder Hoffnung zu gewinnen?“ Paul Lenz antwortete: „Schreiben Sie die Wahrheit über alles, was sie sehen. Zeigen Sie Missstände auf, und resignieren Sie nicht! Ihr Weg in die Zukunft ist steil. Machen Sie kleine Schritte, aber gehen Sie vorwärts. Und lernen Sie, neues Vertrauen zu Gott zu gewinnen, der Sie liebt.“ Mit diesen Worten ist gut zusammengefasst, was ihn in seinem Leben bewegte: „Dem Anderen leben helfen.“ Für seine Dienste wurden Paul Lenz das Bundesverdienstkreuz und der höchste Orden Bulgariens für Ausländer, der „Madarski Konnik“ (Reiter von Madara) ersten Grades, verliehen.
GOTTVERTRAUEN UND DANKBARKEIT
Gemeinsam verbrachten Margarete und Paul Lenz die letzte Strecke ihres Weges im Altenheim auf dem Kronberg in Ewersbach. Margarete ging 2018 heim. Sie war schon seit einiger Zeit an Demenz erkrankt und auch Paul musste erleben, wie diese Krankheit mehr und mehr nach ihm griff. Was geschieht wohl, wenn unsere Hände nicht mehr halten und unser Verstand nicht mehr begreifen kann? Zum Jahreswechsel 2003 wurde ein Gedicht von Paul Lenz in Christsein Heute 18/2003 abgedruckt und will den Angehörigen und uns Gruß und Hilfe sein (s. unten). Als Bundesgemeinschaft sind wir Gott dankbar für das Leben und den Einsatz von Paul Lenz. Gott hat durch ihn vielen Menschen geistlich und materiell zum Leben geholfen.
MATTHIAS KNÖPPEL | FeG-Bundessekretär West | bundespflege.feg.de
Jahreswechsel
Das Jahr legt seine Tage nieder
ins weite Land der Ewigkeit,
und nichts, was war, kehrt jemals wieder,
vergangen ist´s im Flug der Zeit.
Und an der Schwelle neuer Zeiten
steht Wolkenwand und Sonnenlicht;
doch du, Herr, willst mich ja begleiten,
wer dir vertraut, den lässt du nicht!
Das neue Jahr kann nun beginnen,
ganz gleich, ob´s leicht wird oder hart:
ich möchte Tag für Tag gewinnen
die Freude deiner Gegenwart.
Ich will mich dir, Herr, anbefehlen,
der mich bisher durchs Leben trug;
auf deine Treue kann ich zählen;
Ich bin dein Kind – das ist genug!
PAUL LENZ
]]>Die FeG Auslandshilfe unterstützt seit Jahrzehnten mithilfe ehrenamtlicher Mitarbeitenden die bedürftigen Menschen vor Ort in Südosteuropa. Leiter Jost Stahlschmidt skizziert die Hilfe durch den Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Neulich frage ich Manfred Eibach, Koordinator der FeG Auslandshilfe von 1995 bis 2006, wann alles begonnen hat. „1960“, antwortet er zu meiner Überraschung. Dann hätten wir uns allerdings heftig verrechnet, wenn wir uns 2019 an 30 Jahre Auslandshilfe erinnern. Tatsächlich gibt es die Auslandshilfe aus den Gemeinden des Bundes FeG schon sehr viel länger. Schon zu Zeiten des „Ostblocks“ oder „Eisernen Vorhangs“ zwischen Ost- und Westeuropa gab es Hilfsgütertransporte aus unseren Gemeinden, vor allem nach Rumänien.
Ein Rückblick: Unter der Diktatur von Nicolae Ceaușescu leiden große Teile der Bevölkerung Rumäniens unter extremer Armut. Vor allem mit Nahrungsmitteln und Kleidung versuchen Einzelne und Gemeinden aus der Bundesrepublik zu helfen. Unter kommunistischer Herrschaft wird der christliche Glaube unterdrückt: Das öffentliche Bekenntnis, der Besitz von Bibeln, christliche Versammlungen werden mit Gefängnis und Arbeitslager geahndet. Trotzdem fragen Glaubensgeschwister z. B. in Rumänien immer wieder nach Bibeln. So manche Hilfsgütertransporte, aber auch private PKW-Reisende haben sie in den Fahrzeugen versteckt.
1970 erleben Rumänien und benachbarte Länder „die schlimmste Flut seit Menschengedenken“, so eine rumänische Nachrichtenagentur. „Noch nie berichteten Presse und Rundfunk eines kommunistischen Landes mit Ausnahme von Jugoslawien derart ausführlich über eine Naturkatastrophe. Noch nie haben westliche Regierungen und westliche karitative Organisationen einem kommunistischen Land so schnell und wirksam geholfen“, so DER SPIEGEL vom 1. Juni 1970. Auch aus FeGs starten etliche Hilfstransporte nach Rumänien. Dadurch entstehen viele persönliche Kontakte und die Nothilfe wird weitergeführt.
1989 ist für Deutschland und Osteuropa ein historisches Jahr. Der „Eiserne Vorhang“ fällt, die Mauer zwischen der BRD und der DDR wird eingerissen. Schon im März 1989 unternimmt der damalige Bundesvorsteher Karl-Heinz Knöppel auf Einladung der Union der Evangeliumschristen die erste Reise nach Rumänien. Seine Berichte sind noch vertraulich, weil vom kommunistischen Regime Gefahr für die rumänischen Christen ausgeht. Eine Überschrift in einem Bericht von April 1989 lautet: „Ein schönes Land mit zu viel Polizei und zu wenig Lebensmitteln.“
Im Herbst 1989 bittet die Bundesleitung Pastor Paul Lenz, die im Bund Freier evangelischer Gemeinden bestehenden Hilfsinitiativen für Rumänien und weitere Staaten des Ostblocks ehrenamtlich zu koordinieren und neu zu ordnen. So entsteht zuerst die „Rumänienhilfe“ des Bundes FeG. Die Notlage, die sich Paul Lenz und den ehrenamtlichen Fahrern in Rumänien auftut, ist dramatisch.
Es fehlt an allem: an Grundnahrungsmitteln, Kleidung, Medikamenten usw. Vor allem die Situation in Kinderheimen und unter alten Menschen ist unbeschreiblich, kommt oft nur einem Vegetieren gleich. Im damaligen „Gärtner“ werden die ersten erschütternden Berichte von Paul Lenz veröffentlicht. Aufgrund der großen Not und vieler Hilferufe müssen von Beginn an klare Kriterien für die Nothilfe aufgestellt werden. Viele Gemeinden beteiligen sich, spenden Lebensmittel und Kleidung.
Ende 1990 erreicht die FeG Rumänienhilfe ein Hilferuf aus Bulgarien. Auf einer Konferenz in Deutschland lernt Paul Lenz Christo Kulitschev kennen. Er ist Pastor der ersten evangelischen Kirche von Sofia, Bulgarien. Aufgrund seines Glaubens ist er über Jahre in Haft gewesen. In dem Hilferuf beschreibt er, woran es fehlt: Mehl, Reis, Haferflocken, Milchpulver, Kakao, Kaffee, Käse, Seife, Waschpulver, Medikamente … Die Liste ließe sich endlos verlängern. Die humanitäre Hilfe für Bulgarien läuft an.
Anfang Januar 1991 setzt sich die damalige Bundesleitung mit einem Protestschreiben beim Botschafter der Volksrepublik Bulgarien dafür ein, „in Ihrem Lande die Menschenrechte und Religionsfreiheit zu verwirklichen“. Karl-Heinz Knöppel und Jürgen Hedfeld verwenden sich dafür, „dass alle gewählten Amtsträger in der Union of Evangelical Congregational Churches wieder eingesetzt werden“. Eine Kopie dieses Schreibens geht an Außenminister Hans-Dietrich Genscher.
Aus der Rumänienhilfe wird das „Auslandshilfswerk des Bundes Freier evangelischer Gemeinden“. Schwerpunkte sind die humanitäre Hilfe mit Hilfsgütertransporten und Unterstützung der Partnergemeinden. Ihre Gemeindehäuser sind alt und baufällig, es fehlt an finanziellen Mitteln, handwerklichen Kräften und Baumaterial. Gruppen von deutschen Helfern reisen zu Baueinsätzen nach Bulgarien und in den Kosovo.
Die FeG Auslandshilfe wird von Anfang an getragen von dem unermüdlichen Engagement unzähliger ehrenamtlich Mitarbeitender aus den Gemeinden, in der Logistik und bei den Transporten. Paul Lenz leitet die wachsende FeG-Hilfsorganisation bis 1995 ehrenamtlich und engagiert sich Jahre darüber hinaus vor allem in Bulgarien. Er setzt sich auch dafür ein, dass die Union der evangelikalen kongregationalen Gemeinden Bulgariens (UECC) in den Internationalen Bund der Freien evangelischen Gemeinden (IFFEC) aufgenommen wird.
1995 hat die Auslandshilfe ein Ausmaß erreicht, das ehrenamtlich nicht mehr zu stemmen ist. Pastor Manfred Eibach wird als Hauptverantwortlicher für die Koordination und Durchführung der Hilfsleistungen berufen. Es entsteht das Referat „FeG Auslandshilfe“. Elf Jahre lang koordiniert er die humanitäre Hilfe für Südosteuropa. Zu Rumänien und Bulgarien kommen (Nord-)Mazedonien, Ungarn, der Kosovo, Moldawien und die Ukraine dazu.
1997 fahren vier Lastzüge fast ununterbrochen in die Länder. Die ehrenamtlichen Fahrer transportieren nicht nur Hilfsgüter, sondern bringen die Liebe der Schwestern und Brüder aus Deutschland. Sie drücken die Verbundenheit der Gemeinde Jesu aus: Sie beten, reden und ermutigen, es entstehen Freundschaften. So wird das Evangelium der Barmherzigkeit Gottes über Grenzen hinweg gelebt. Die Freudentränen der Dankbarkeit über alle persönliche und materielle Zuwendung sind unermesslich.
Die vielen Kontakte zu Partnern, die zunehmenden diakonischen Initiativen und Projekte erfordern 1999 eine Gesamtleitung. Pastor Karl Gerhard Köser wird als Referatsleiter berufen. Verantwortlich für Lager, Logistik und Transporte bleibt Manfred Eibach. Nothilfe allein ist nicht nachhaltig. Was können wir tun, um Menschen in Südosteuropa nachhaltig zu helfen? Schon durch Besuche und Kontakte von Paul Lenz ist eine Beziehung zu Gotse Delchev, einer kleinen Stadt in einer strukturschwachen Region im Südwesten
Bulgariens entstanden. Extreme medizinische Unterversorgung und viele Menschen ohne Krankenversicherung fordern zum Handeln heraus. Das Besondere ist, dass sich in Gotse Delchev eine Partnerschaft zwischen der Stadt, vertreten durch Bürgermeister Vladimir Moskov (s. Dankeswort in CHRISTSEIN HEUTE 12/2019, S. 5), und der FeG Auslandshilfe entwickelt.
In dieser Partnerschaft entsteht mit Spenden aus dem Bund Freier evangelischer Gemeinden die „Deutsche Klinik Zeichen der Hoffnung“. Unternehmer Friedhelm Loh unterstützt den Bau massiv, 2001 wird sie eröffnet. 14 Jahre wird sie von Gottfried und Johanna Müller geleitet, bis sie 2015 in bulgarische Hände gegeben wird. Als Träger der Klinik wird die deutsch-bulgarische Stiftung „Zeichen der Hoffnung“ gegründet. Klaus Kanwischer, Geschäftsführer des Bundes FeG, ist von Beginn an mit im Vorstand.
In dem Magazin der Friedhelm Loh Group wird berichtet: „10.000 Menschen haben in 2004 die ‚Deutsche Klinik Zeichen der Hoffnung‘ in Gotse Delchev/Bulgarien betreten. Eine stolze Zahl! Über 6.000 von ihnen kamen als Patienten. 354 wurden operiert. […] Menschen aller sozialen Schichten sitzen in der Eingangshalle und hoffen auf Hilfe. […] Niemand fragt nach ihrem Einkommen und Herkommen.
Es ist gerade die Freundlichkeit, die neben der medizinischen Kompetenz immer wieder gelobt wird. […] Nun bekommt die Klinik eine Schwester! Am 10. September 2005 wurde in Gotse Delchev der erste Spatenstich für den Bau des Tagesförderzentrums ‚Zeichen der Liebe‘ vollzogen.“
Die Klinik wie auch das Tagesförderzentrum werden mit Spenden aus Deutschland finanziert. 2007 werden die ersten Kinder mit Behinderung aufgenommen. Vierzehn bulgarische Fachkräfte können eingestellt werden. Das Sozialministerium hilft mit Subventionen. Heute ist es ein Zentrum mit über 100 Plätzen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen und über 40 Mitarbeitenden. Eine Modelleinrichtung über Bulgariens Grenzen hinaus.
Weitere Partnerschaften entstehen, wie zum Beispiel zur Stiftung „Alte Menschen in Not“ in Ungarn. Besondere Aufmerksamkeit bekommt die Gründung des Mutter-Kind-Zentrums „Lebenszeichen“ in Bukarest, Rumänien. „Lebenszeichen“ nimmt sich der Not von Müttern an, die ohne diese Hilfe ihre Neugeborenen in den Kliniken zurücklassen würden. Tausendfach passiert das bis heute in Rumänien. Die FeG Auslandshilfe engagiert sich umfangreich in der Entwicklung dieser Einrichtung, die dauerhaft ausgebucht ist und unzähligen Müttern mit ihren Kindern zu einem selbstständigen Leben verhilft.
Nach neun Jahren verlässt Karl Gerhard Köser die FeG Auslandshilfe und geht wieder in den Pastorendienst. Auf ihn folgt Dieter Happel, ein Banker. Die FeG Auslandshilfe hat sich zu einer Hilfsorganisation für ganz Südosteuropa entwickelt. Mit seiner Kompetenz sorgt Dieter Happel für Struktur und Stabilität, unter seiner Leitung werden aus Initiativen und Projekten diakonische Einrichtungen. Aus der Stiftung „Zeichen der Hoffnung“ wird die Stiftung „Zeichen der Liebe“. Das Mutter-Kind-Zentrum „Lebenszeichen“ wird bis 2015 durch einen modernen Anbau erweitert. Von anfänglich sechs Müttern können zwölf Mütter mit bis zu 16 Kindern aufgenommen werden. Ende Januar 2015 wird Dieter Happel in den Ruhestand verabschiedet und übergibt die SIM-Karte seines Diensthandys an Pastor Jost Stahlschmidt.
Im Januar 2009 übernimmt Christoph Lantelme die Verantwortung für Lager, Logistik und Transporte. Unter seiner Leitung wächst ein großes Netzwerk von Organisationen, Firmen, ehrenamtlich Mitarbeitenden und Gemeinden. Mittlerweile werden die Hilfstransporte in acht Länder Südosteuropas entsendet. Ca. 150 ehrenamtlich Mitarbeitende aus den umliegenden Gemeinden sortieren, prüfen und packen die Kleidung, die aus ganz Deutschland zusammenkommt. 60 ehrenamtliche Fahrer sind regelmäßig mit unseren 40-Tonnern tausende von Kilometern unterwegs. Die tragenden Säulen der FeG Auslandshilfe sind die ehrenamtlich Engagierten. Seit 30 Jahren ermöglichen sie es, dass tausenden von bedürftigen Menschen in Südosteuropa ein menschenwürdiges Leben, Bildung, gesellschaftliche Teilhabe, Zukunft und Hoffnung eröffnet werden.
Es ist das Anliegen von Paul Lenz, dass sich in aller Hilfe für die Länder Südosteuropas die Liebe Gottes widerspiegelt. 1991 schreibt er im „Gärtner“, der Zeitschrift des Bundes FeG: „Die Gottesfrage geht verstärkt durch die osteuropäischen Länder, die aus dem Gefängnis der Unterdrückung und Entmenschlichung ausgebrochen sind. An dieser Frage nach Gott wird sich auch die Zukunft dieser Länder entscheiden und daran, wie wir ihnen dabei helfen, wieder Boden unter den Füßen und in ihren zerschundenen Herzen zu finden.“
In 30 Jahren hat sich manches zum Guten entwickelt. Dazu durfte die FeG Auslandshilfe beitragen. Gott sei Dank! Dennoch bleibt unsere Hilfe not-wendend, denn die Entwicklung geht nur sehr langsam voran. Die geistliche und materielle Not ist unvermindert groß. Der Ruf nach Hilfe, auch aus unseren Partnergemeinden, ist nach wie vor laut. Wir wollen ihn auch in Zukunft nicht überhören.
JOST STAHLSCHMIDT | Leiter der FeG Auslands- und Katastrophenhilfe seit Februar 2015 | auslandshilfe.feg.de
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Zum 01. Dez. 2019 haben wir eine neue Assistentin im Büro des zentralen Lagers der FeG Auslandshilfe in Eschenburg-Wissenbach.
Wir wünschen ihr einen guten Start in die neue Arbeit und eine erfolgreiche Einarbeitungsphase.
Uschi Rose geht nach 20 Jahren Mitarbeit bei der FeG Auslandshilfe in den Ruhestand. Wir danken ihr an dieser Stelle für ihr vielfältiges Engagement. Im Januar 2020 wird sie im Rahmen eines Mitarbeiterempfangs offiziell verabschiedet.
Das Büro ist ab sofort besetzt:
Donnerstag, 13:00-17:00 Uhr
Freitag, 09:00-13:00 Uhr
Anläßlich der Sitzung am 23.10.2019 verabschiedeten wir Heinz Gimbel aus dem Arbeitskreis Auslandshilfe.
Hinz Gimbel gehörte mit einer kurzen Unterbrechung von Anfang an dem Arbeitskreis an. Als ehemaliger Geschäftsführer der Allianz-Mission gewährleistete er wegen der Nähe der Aufgabenstellungen die Verbindung von Auslandshilfe zur Allianz-Mission, der Außenmission der Freien evangelischen Gemeinden.