DEM ANDEREN LEBEN HELFEN
Pastor Paul Lenz heimgegangen
Am 12. Februar 2020 ist Pastor Paul Lenz im Alter von 93 Jahren heimgegangen. Gern hätten wir während unserer Theologischen Woche mit ihm sein 70. Dienstjubiläum gefeiert. Nun ist er bei unserem Herrn Jesus Christus, der ihn gesegnet, berufen und für viele zum Segen gesetzt hat.
VERSPRECHEN AN GOTT
Paul Lenz wurde am 27. Dezember 1926 in Leverkusen geboren. Er war zwölf Jahre alt, als der Krieg ausbrach und ihn mit hineinnahm in all die Schrecken dieser Zeit. Als Verwundeter legte er gegen Ende des Krieges ein Versprechen ab, er wollte Jesus nachfolgen und ihm im vollzeitlichen Dienst dienen. So kam er 1946 nach Ewersbach, um in der ersten Klasse des neuen Predigerseminars sein Studium zu beginnen. Hier in Ewersbach lernte er seine Frau Margarete kennen und heiratete sie 1951. Paul Lenz war 1950 zum Pastor der Gemeinde Baumschulenweg in Ost-Berlin berufen worden. Den Aufstand des 17. Juni 1953 erlebten sie in Ost-Berlin hautnah mit.
Paul Lenz war als Jugendevangelist der Zelt-Mission sehr verbunden und gehörte so auch zu den Initiatoren der Zelt-Mission unseres Bundes, deren Leiter er von 1954 bis 1965 war, was zusätzlich zu seinem Dienst als Bundesjugendpfleger geschah. Paul und Margarete wurden vier Kinder geboren, Reinhard, Hartmut, Renate und Dorothee. Renate wurde schwerstbehindert geboren und war zeitlebens auf die Pflege durch die Familie angewiesen. Sie und auch Dorothee starben in frühen Jahren. Hartmut, starb mit 44 Jahren an einem Hirntumor.
Es hätte wohl Gründe genug gegeben, sich vom Dienst eines Evangelisten zurückzuziehen. Doch vielleicht war Pauls Predigt gerade deshalb von Gewicht, weil da einer sprach, der selbst durch manche Tiefen hindurchgehen musste und immer wieder nach Trost, Hilfe und Halt bei dem lebendigen Gott Ausschau hielt. 1965 zog die Familie wieder nach Berlin, diesmal in den Westteil der Stadt nach Moabit. Auch während seiner Zeit als Gemeindepastor in Lüdenscheid, Siegen, Siegen-Weidenau war er immer wieder als Evangelist in unserem Bund unterwegs, suchte unablässig nach zeitgemäßen Anknüpfungspunkten, um die gute Nachricht weiterzugeben.
Unruhestand und Auszeichnung
Paul Lenz ging 1989 in den Ruhestand. Bis 1995 war er Initiator und Leiter der Auslandshilfe im Bund FeG. Die Ostgrenze, an die er in seinem Leben so oft gestoßen war, war nun offen und Paul suchte nach Gelegenheiten, neue Wege zu den Menschen zu finden, die Hilfe brauchten. So war er vor allem in Bulgarien und Rumänien unterwegs, sah die Not, hörte die Hilferufe und organisierte mit seinem Team unzählige Hilfstransporte.
Auf einer dieser Reisen fragte ihn eine Zeitungsreporterin: „Was können wir in diesem Land tun, um wieder Hoffnung zu gewinnen?“ Paul Lenz antwortete: „Schreiben Sie die Wahrheit über alles, was sie sehen. Zeigen Sie Missstände auf, und resignieren Sie nicht! Ihr Weg in die Zukunft ist steil. Machen Sie kleine Schritte, aber gehen Sie vorwärts. Und lernen Sie, neues Vertrauen zu Gott zu gewinnen, der Sie liebt.“ Mit diesen Worten ist gut zusammengefasst, was ihn in seinem Leben bewegte: „Dem Anderen leben helfen.“ Für seine Dienste wurden Paul Lenz das Bundesverdienstkreuz und der höchste Orden Bulgariens für Ausländer, der „Madarski Konnik“ (Reiter von Madara) ersten Grades, verliehen.
GOTTVERTRAUEN UND DANKBARKEIT
Gemeinsam verbrachten Margarete und Paul Lenz die letzte Strecke ihres Weges im Altenheim auf dem Kronberg in Ewersbach. Margarete ging 2018 heim. Sie war schon seit einiger Zeit an Demenz erkrankt und auch Paul musste erleben, wie diese Krankheit mehr und mehr nach ihm griff. Was geschieht wohl, wenn unsere Hände nicht mehr halten und unser Verstand nicht mehr begreifen kann? Zum Jahreswechsel 2003 wurde ein Gedicht von Paul Lenz in Christsein Heute 18/2003 abgedruckt und will den Angehörigen und uns Gruß und Hilfe sein (s. unten). Als Bundesgemeinschaft sind wir Gott dankbar für das Leben und den Einsatz von Paul Lenz. Gott hat durch ihn vielen Menschen geistlich und materiell zum Leben geholfen.
MATTHIAS KNÖPPEL | FeG-Bundessekretär West | bundespflege.feg.de
Jahreswechsel
Das Jahr legt seine Tage nieder
ins weite Land der Ewigkeit,
und nichts, was war, kehrt jemals wieder,
vergangen ist´s im Flug der Zeit.
Und an der Schwelle neuer Zeiten
steht Wolkenwand und Sonnenlicht;
doch du, Herr, willst mich ja begleiten,
wer dir vertraut, den lässt du nicht!
Das neue Jahr kann nun beginnen,
ganz gleich, ob´s leicht wird oder hart:
ich möchte Tag für Tag gewinnen
die Freude deiner Gegenwart.
Ich will mich dir, Herr, anbefehlen,
der mich bisher durchs Leben trug;
auf deine Treue kann ich zählen;
Ich bin dein Kind – das ist genug!
PAUL LENZ